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Jugendliche kaufen?

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„Ein 100-Euro-Gutschein, der in Discos, bei Events oder in Kinos eingelöst werden kann, würde die Durchimpfungsrate bei unter 25-Jährigen heben“, meint Mario Pulker, Gastro-Obmann der WKO. Angeblich hätten deutsche Studien ergeben, dass die Impfbereitschaft bei ca. 80 Prozent liegen würde.

Nun ist es aber so, dass Pulker nicht umsonst „Gastro-Obmann“ ist, der ja primär die Umsatzsteigerung im Gastgewerbe im Sinn hat. Experten stehen der Prämie nach dem Corona-Cluster bei der „Austria goes Zrce“-Party in Kroatien sehr skeptisch gegenüber. Dem schließe ich mich an.

Wenn man auf diese Weise Jugendliche kaufen muss, damit sie sich selbst und andere schützen, ist bei der antiautoritären Erziehung etwas völlig falsch gelaufen. Es wäre ein Paradebeispiel dafür, dass man Jugendliche künftig für alles bezahlt – auch, wenn es nur zu ihrem Besten ist. Etwas ist sicher: Bei der nächsten Gelegenheit wären die Forderungen von Jugendlichen vorprogrammiert, denn diesbezüglich sind die Jungen durchaus lernfähig.

Andererseits sollte es schon Anreiz genug sein, wenn man ungeimpft gar nicht erst auf Veranstaltungen oder in die Gastronomie gehen könnte. Mit Geschenken bringt man die Jungen jedenfalls nicht auf eine Impfbereitschaft von 80 %. Wer nicht selbst bereit ist, auf sich zu achten, der muss im Zweifelsfall eben die Konsequenzen tragen – und die reichen von Krankenhaus über Long-Covid bis hin zum Tod. Auch das ist „Eigenverantwortung“.

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Hauptsache Party

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Jetzt muss ich davon ausgehen, dass in wenigen Tagen die Infektionszahlen wieder vierstellig sind. Jugendliche Partygänger machen es möglich. Offiziell ist die Rede von 200 positiv getesteten Rückkehrern vom „Austria goes Zrće“ Festival der Insel Pag in Kroatien vom 17. bis 24. Juli. Bundesrettungskommandant Gerry Foitik spricht auf Twitter bereits von 350 Fällen.

Christine Haberlander (ÖVP) forderte in dem Zusammenhang vor allem junge Menschen auf, sich impfen zu lassen. Allerdings kommt dieser Aufruf etwas spät, denn das Festival mit 19.000 Partygästen ist vorbei und die Reiserückkehrer sind größtenteils wieder in Österreich.

Die Dunkelziffer der Neuinfizierten dürfte unüberschaubar hoch sein. Martin Reitstätter, der Geschäftsführer vom Veranstalter New Generation Event & Touristik zeigt sich überrascht.

Eine Teilnehmerin berichtet: „Dieser Veranstalter hat mit einem „großen Hygienekonzept Werbung gemacht“, vor Ort hat man aber relativ schnell gesehen, „wie wenig dieses wirklich ernsthaft umgesetzt wurde“. Unter anderem hat man das Festivalgelände unkontrolliert betreten können. Beim Haupteingang wäre durchaus strikt kontrolliert worden, an den Seiteneingängen – wo die Frau mit ihren Freunden in der Nähe wohnte und das Festivalgelände deswegen dort betrat – allerdings nicht. Und „auch wenn man teilweise am Eingang der Clubs nach Ausweis und grünem Pass gefragt wurde, wurde dieser nicht unbedingt immer gescannt, und manchmal wurde man auch einfach nur durchgewunken.“

Veranstalter Reitstätter weist die Vorwürfe entschieden von sich und auch der Bürgermeister von Novalja, Ivan Dabo, jenem Ort auf Pag, wo vergangene Woche Tausende Österreicher Party gemacht haben, bestreitet sogar die Teilnehmerzahl. Wen wundert es? Schließlich geht es bei Betreiber und allen verbundenen Institutionen nicht um Sicherheit, sondern um GELD.

Dass die 3-G Regel bei solchen Veranstaltungen nichts bringt, weiß der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter: „Drei-G-Regel „nett, wenn man Essen gehen will“, für solche Großveranstaltungen sei sie aber schlicht ungeeignet. 8.000 Menschen die tagelang sehr eng und da und dort auch noch schmusend Party machen, das könne nur zu einem hohen Infektionsgeschehen führen, wenn nicht alle regelmäßig getestet werden. Geimpfte und Genesene können sich sehr wohl noch mit Corona infizieren. Auch wenn sie eine geringere Virenlast ins sich tragen, sind sie für andere Menschen weiterhin ansteckend. „In dem Fall ist es sogar egal, ob man im Freien ist“, sagt Hutter. „Wenn man stundenlang bei solchen Events so nah beieinandersteht, geht es nicht mehr um die Aerosole, sondern um die direkte Tröpfcheninfektion.“

Und die Teilnehmer? Sie leben nach dem Motto „Hauptsache Party“. Offenbar halten sie sich für unsterblich, denn gerade diese Gruppe, in der auch die meisten Corona-Leugner zu finden sind, halten sich sowieso an nichts. Taugt also die heute Jugend noch für irgendetwas, wenn es um andere Dinge, als nur um ihr persönliches Vergnügen geht? Ich habe da meine Zweifel, denn auch Appelle, sich wenigstens impfen zu lassen, scheinen nicht auf fruchtbaren Boden zu fallen.

So warten wir also auf die nächsten Lockdowns, die nächsten Einschränkungen und die nächsten Ausgangssperren. Die Frage ist nur, wann der Tropfen kommt, der das Fass zum Überlaufen bringt, denn alles wird sich der Rest der Bevölkerung nicht mehr bieten lassen.

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