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Teuerung hausgemacht

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Teuerung hausgemacht

Ich habe mir überlegt, wie ich versuchen könnte, anderen das Prinzip der Teuerung zu erklären und ich denke, es geht mit einem einfachen Rechenbeispiel. Für mich übrigens die EINZIGE Erklärung, die noch irgendwie einen Sinn ergibt

Nehmen wir einmal an, dass ein Hersteller plant, ein Produkt für 100 € auf den Markt zu bringen. Er braucht natürlich für die Produktion Energie, Mitarbeiter, Lagerkapazitäten etc. Diese Kosten sind aber gestiegen und so setzt er zunächst einmal 5 % zusätzlich an. Zu diesem Preis kauft der erste Zwischenhändler die Ware an, hat aber durch die gestiegenen Preise (die 5 % des Herstellers) höhere Kosten (abgesehen von seinen eigenen Kosten wie Transport etc.) Natürlich ist auch dieser Zwischenhändler nicht bereit, auf nur einen Cent seines Gewinns zu verzichten. Also bezahlt der Konzern dem Zwischenhändler, der noch einmal 5 % draufschlägt, weil er sich denkt, dass er ja auch von der Teuerung betroffen ist, den ursprünglichen Preis von 100 € PLUS die 5 % des Herstellers PLUS die 5 % des Zwischenhändlers. die schon draufgeschlagen wurden – also PLUS 10 %.

Dann geht es weiter zum Einzelhandel, der ja auch nicht bereit ist, auf seine Gewinne zu verzichten. Dieser bezahlt die 100 € für die Ware PLUS die bereits insgesamt 10 %  draufgeschlagenen Kosten. Nun will aber der Einzelhandel auch nicht von seiner Gewinnmarge abgehen und verteuert „sicherheitshalber“ die 100 € Ware noch einmal um 10  für den Verbraucher, um ja keinen Cent zu verlieren. Bei allen Schritten kommen die eigenen Kosten noch dazu, die sich ja auch laufend erhöhen. Und schon sind wir bei einer Teuerung von 20 % für das Endprodukt.

Bei jedem Produktions/Verkaufsschritt kommen natürlich noch die eigenen Kosten dazu, sodass am Ende der Verbraucher Preissteigerungen von 50 % und mehr hinnehmen muss. Erst, wenn der Verbraucher nicht mehr bereit, oder in der Lage ist, diese Preise zu bezahlen, bricht das Preis-Kartenhaus zusammen.

Ja, es ist sehr einfach gerechnet und mir ist auch klar, dass die Zahlen deutlich höher sind. Aber ich denke, so ist das System einfacher zu verstehen. Ein große Ausnahme bilden die Energieversorger, die beim Abzocken keine Grenze kennen. Dabei fällt mir ein, dass in den Medien angegeben wird, dass der Diesel- und Benzinpreis über 2,00 € liegen. Seltsam, dass es bei uns einige Tankstellen gibt, die dzt. Diesel für 1,89 € verkaufen und Benzin für 1,65. Es gäbe also Spielraum.

Wenn die CO₂ Bepreisung jetzt im Oktober kommt, ist ein weiterer Schub nach oben zu erwarten. Die Preisanstiege sehen dann etwa so aus und man kann davon ausgehen, dass wirklich JEDER Cent zusätzliche Kosten an den Verbraucher weitergegeben wird. Für mich unverständlich, dass es Menschen gibt, die ihren Klimabonus einfach verprassen, denn der Staat kann nicht immer die Gießkanne auspacken.

CO2-Preis Benzin Erdgas
2022: 30€/t +7,7 Cent/Liter +7,3 Cent/m³
2023: 35€/t +9,0 Cent/Liter +8,5 Cent/m³
2024: 45€/t +11,5 Cent/Liter +10,9 Cent/m³
2025: 55€/t +14,1 Cent/Liter +13,4 Cent/m³

 

Für mich ist klar: Wenn diese Abzockerkette nicht durchbrochen wird, landen wir irgendwann bei einem Brotpreis von 35 € p. Kilo. Natürlich wird es dabei Verlierer geben und es bleibt zu hoffen, dass es nur diejenigen trifft, die in ihrer Gier gar nicht mehr wissen, wo sie die Preise demnächst erhöhen sollen. Wenn der Verbraucher auf der Strecke bleibt und sich gar nichts mehr leisten kann, könnte es sehr laut und sehr hässlich auf den Straßen werden.

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Andere sind schuld

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Andere sind schuld

Es ist schon interessant, dass für jeden Fehler, für jede eigene Unzulänglichkeit, unbedingt Schuldige gesucht werden müssen, die man in der Regel auch schnell findet. Aber das ist kein österreichisches Phänomen. Derartige Schuldzuweisungen findet man vermehrt im deutschsprachigen Raum.

Aktuelles Beispiel ist die Facebook-Sperre von Gerald Grosz. Er kommt nicht auf die Idee, dass vielleicht seine eigenen hetzerischen Beiträge und Kommentare dafür verantwortlich sind. Dafür greift er tief in die Mitleidskiste und prangert – wie es bei Rechtsradikalen eben üblich ist – eine fehlende Demokratie an: „Wenn Facebook die Seite nicht freigibt, verhindern sie meine Kandidatur. Die Aktion ist ein politischen Amoklauf auf die Demokratie. Die Sperre wurde von Österreich aus gesteuert. Damit greift Facebook direkt in den Wahlkampf ein. Das ist ein demokratiepolitischer Skandal“. Als ob sich Facebook von Österreich etwas sagen lassen würde.

Etwas ist allerdings richtig: Facebook geht vermehrt gegen rechtsradikales Gedankengut vor und wenn sich Grosz damit angegriffen fühlt, darf er es gerne seinem Friseur erzählen. Eine große Mehrheit interessiert das nicht wirklich. Seiner Meinung nach könnten hunderte Personen die Seite wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Standards gemeldet haben und ich muss gestehen, dass ich mich dazuzählen könnte, wenn mich denn seine Aussagen wirklich interessiert hätten. Doch dieser Möchtegern-Bundespräsident hat für mich dieselbe Bedeutung wie eine Amöbe.

Ein Phänomen ist auch die wiederholte Schuldzuweisung von Teilen der Bevölkerung an unseren Karl Nehammer, der gefälligst die Verantwortung für alles Übel auf diesem Planeten zu übernehmen hätte. Ob es nun, die Teuerung ist, oder die Unterstützung der Russland-Sanktionen, die Verknappung von Gas und Treibstoffen, oder auch die Korruptionsfälle, die sich im Übrigen durch ALLE Parteien ziehen.

Dabei wurde viel auf den Weg gebracht. Allerdings kann man nicht heute etwas beschließen und spätestens morgen finanzielle Mittel auf die Konten überweisen. Das wäre schon organisatorisch nicht möglich. Wer das erwartet, versteht die Mechanismen in unserem Land nicht. Auch manche Forderungen hätten nicht den gewünschten Effekt – im Gegenteil: Der einzelne Bürger hätte nicht viel davon.

Es hat sich gezeigt, dass Preissenkungen beim Verbraucher nicht ankommen würden. Die Gewinner dieser Wirtschaftskrise sind eindeutig die Konzerne. Dabei ist es irrelevant, ob es sich um Lebensmittelkonzerne, Mineralölfirmen oder generell Energieanbieter handelt. Es gibt nicht nur eine gewaltige Preiserhöhung auf allen Gebieten, sondern auch Mega-Umsätze und entsprechende verdoppelte und verdreifachte Gewinne der Konzerne.

Was würde passieren, wenn die Regierung die Endverbraucherpreise beschränken würde? Die Differenz zu dem, was die Großhändler / Konzerne haben wollen, müsste aus Steuermitteln beglichen werden, denn im Gegensatz zur Opposition, die nur scheinbar Gelddruckmaschinen besitzt, verfügt die Regierung über solche Optionen nicht.

Mit allen möglichen und unmöglichen Ausreden werden die Konzerne nicht auf nur einen Cent der Übergewinne verzichten. Sie müssen schließlich Aktionäre und Vorstände befriedigen. Man könnte allerdings alles, was über den Durchschnitts-Jahresgewinn der letzten 10 Jahre hinausgeht, zu 100 % besteuern – also die Übergewinne einkassieren. Das  klingt erst einmal nicht gerade unternehmerfreundlich, aber andererseits gäbe es diese Übergewinne gar nicht, wenn Inflationstreiber – allem voran der Krieg Russlands nicht existieren würden. Und was haben diese Unternehmer davon, wenn sich die Produkte niemand mehr leisten kann? Schuld daran ist weder der Kanzler, noch der Rest der Regierung.

Steuer-finanzierte Verbraucherpreis-Beschränkungen könnten schon deshalb schnell einen gegenteiligen Effekt haben, weil Konzerne über Umwege diese Waren größtenteils aufkaufen würden und damit sogar günstiger einkaufen, als am Weltmarkt. Die Folge: Eine Verknappung dieser Waren und damit erneute Preissteigerungen für den Verbraucher. Man sieht auch am (inzwischen eingestellten) Tanktourismus in Ungarn, was das Ergebnis solcher Maßnahmen ist.

Es muss jedem klar werden, dass die Teuerung kein nationales Phänomen ist. Daher sind nationale Maßnahmen, die sich auf Österreich beschränken, nur sehr geschränkt wirksam, auch wenn kurzzeitig der Verbraucher entlastet wird. Dumpfbacken-Vorschläge, wie ein MWST Verzicht bei Lebensmittel und Energie könnten zu einem bösen Erwachen führen – nämlich dann, wenn plötzlich wieder Steuern erhoben werden (müssen). Wir hätten dieselbe Situation wie heute – mit dem zusätzlichen Problem, dass es keine Reserven mehr gibt, um für eine Entlastung sorgen könnten.

Aber es ist ja so einfach, einzelne Personen, oder auch die gesamte Regierung für alles verantwortlich zu machen. Ändern wird sich dadurch nichts und auch die Opposition könnte nur mit Wasser kochen. Dumm ist nur, dass dann dieses Wasser schneller verdampft wäre, als sich der Brunnen füllen könnte.

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