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Alles hat ein Ende

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Alles hat ein Ende

Viele haben es nicht für möglich gehalten, doch wir müssen alle zur Kenntnis nehmen, dass nichts mehr so sein wird wie bisher. Diejenigen, die damit gerechnet haben, dass jetzt nach den angeblichen Wartungsarbeiten bei Gazprom wieder durch die Pipeline Nord Stream 1 fließt, dürften enttäuscht sein.

Offen gesagt – damit habe ich nicht gerechnet, denn die sogenannten „Wartungsarbeiten“ waren nie mehr, als eine Fortsetzung von Putins Gaskrieg. Es kommt jedenfalls kein Gas mehr durch Nordstream 1. Als Grund für den weiteren Stopp nennt das Kreml-gesteuerte Energieunternehmen Gazprom einen Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Zufällig genau dort, wo seit Monaten große Mengen von Gas, das eigentlich für Europa bestimmt sein sollte, abgefackelt wird.

Auch die zur Wartung nach Kanada geschickten Turbinen warten in Deutschland auf die Auslieferung. Russland nennt als Grund die Sanktionen und auch die weiteren „Wartungsarbeiten“ werden unbegrenzte Zeit dauern. Wer’s glaubt … Wir dürfen also davon ausgehen, dass kein Gas mehr von Russland nach Europa geliefert wird.

Während dessen verlangt der Bund eine „Risikominimierung“ von Wien Energie. Das bedeutet, dass Wien Energie sein Geschäftsmodell überdenken und den Kurs muss. Bei Weiterführung der liquiditätsintensiven Stromverkäufe in großem Stil, welche die Eigenproduktion 2021 bei weitem überstiegen haben, würde der Bedarf an Absicherungen, der sogenannten Margin Calls wohl nicht sinken, sondern mit steigenden Preisen sogar weiter steigen.

Das Risiko jedes einzelnen täglich abgeschlossenen Termingeschäftes an der Leipziger Strombörse wird der Bund nicht mittragen. Das ergibt sich aus der Darlehenszusage, die Finanzministerium und Land Wien am Mittwoch abgeschlossen haben und eine Minimierungsklausel enthält. Außerdem ist die Entsendung eines Aufsichtsratsmitgliedes durch das Finanzministerium Bedingung – jedenfalls bis zum Ende der Laufzeit des Kreditvertrages.

Ein Weiterführen der – angesichts der extremen Schwankungen bei Strom- und Gaspreisen – liquiditätsintensiven Stromverkäufe in großem Stil sind damit ausgeschlossen. Laut Wien Energie wird zwar weiter Strom gekauft und verkauft, aber nicht im Rahmen langfristiger Termingeschäfte.

Dringend wäre allerdings auch das Aussetzen der Merit-Order, was ich ohnehin schon länger vorgeschlagen habe. Das Entkoppeln des Strompreises vom Gaspreis wäre schon ein wesentlicher Schritt zur Entlastung von Haushalten und Betrieben. Ein Deckel auf Energie bringt langfristig aber nur auf EU-Ebene etwas, denn auch ausländische Unternehmen könnten in Österreich verkaufte Energie ankaufen und damit eine Verknappung in Österreich produzieren. Es braucht daher – EU oder nicht – ein Verkaufsverbot von Energie ins Ausland.

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Wofür wir wirklich zahlen

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Wofür wir wirklich zahlen

Fast jeder glaubt, dass wir die exorbitanten Stromkosten deshalb zahlen müssen, weil durch die Inflation ohnehin die Preise generell gestiegen sind und weil eben Krieg in Europa ist. Eine einfache Erklärung, die von den meisten auch zähneknirschend hingenommen wird.

Aber wofür zahlen wir wirklich? Man muss man das System erst einmal auseinandernehmen, um die Zusammenhänge zu verstehen. Ich bekomme die Abrechnung mit dem Hinweis, dass fast 100 % des Stroms aus heimischer Wasserkraft erzeugt wird. Verschwiegen wird allerdings, dass wir nicht für die Erzeugung des Stroms bezahlen, sondern für die Vorstandspartys, die Orgien der Führungsebene und Bonuszahlungen, die wir uns nicht einmal vorstellen können.

Fakt ist, dass der Strompreis nach dem Merit-Order-Prinzip an den Gaspreis gekoppelt ist. Und der wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten NUR nach oben bewegen. Selbst wenn der Ukraine-Krieg vorbei sein sollte, ist es fast unmöglich, dass der Gaspreis wieder fällt. Wie setzt sich also der Strompreis zusammen?

Das im Betrieb teuerste Kraftwerk zur Abdeckung des Gesamtbedarfs in Österreich (Gaskraftwerke) bestimmt die Höhe des Preises. Auch wenn Wasserkraft günstiger Strom erzeugt, wird dieser trotzdem mit dem (höheren) Preis des Gaskraftwerkes gehandelt und auch entsprechend an die Kunden weitergegeben. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass ein hoher Gaspreis auch bestimmend für unseren Strompreis ist. Und die Gewinne stecken die Konzerne ein. Da es sich um eine EU-Regelung handelt, zahlt jeden einzelne die Stromkosten der Verbraucher in Rumänien, Bulgarien, Polen und anderen „ärmeren EU-Ländern“ mit.

Verantwortlich ist dafür die Angleichung an das europäische System in den 1990ern. Diese Entwicklung dahin wurde durch den EU-Beitritt Österreichs eingeleitet. Seit dem wird der Strompreis nicht mehr von der Regierung beschlossen, sondern von der Strombörse. Dass dieses System mit den aktuellen nicht mehr tragbar ist, sollte jedem klar sein. Bisher war der günstige Gaspreis für den Verbraucher auch in Bezug auf die Stromrechnung recht praktisch, aber das wird nie wieder so sein. Das sollte sich auch einmal die Politik überlegen…

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