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Angst vor Nebenwirkungen?
Ich lese immer wieder, dass sich Verweigerer nicht impfen lassen wollen, weil sie Angst vor Nebenwirkungen hätten. Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die ich nicht nur vom Hörensagen kenne, sondern selbst erlebt habe:
Ein – sagen wir einmal – angeblich intelligenter Nachbar meint, dass er sich auf keinen Fall impfen lassen will, weil die „Nebenwirkungen“ so gravierend wären und weil es auch angeblich keine ausreichenden Studien über die Impfung gäbe. Dazu muss man sich diese Situation einmal genauer ansehen: Dieser Nachbar sitzt also auf seiner Terrasse und kratzt gerade mit einem großen Löffel die letzten Reste aus seinem 1 Kilo-Glas Nutella. Wer ihn kennt, weiß, dass er schon seit Stunden mit diesem süßen Laster beschäftigt ist. Irgendwo müssen ja auch die geschätzten 160 Kg herkommen.
Gut, dass der Lebensmittelhandel auch Hauszustellung anbietet. Der gute Mann bekommt an diesem Tag zwei Großpackungen Dosen „Puntigamer Bier“ geliefert, die wieder einmal diese Woche nicht „überleben“ werden. Darauf angesprochen meint er, dass es ja seine Sache wäre, was er mit seiner Leber macht und solange er friedlich bleibt, hat er damit auch Recht. Nebenwirkungen solcher Alkoholexzesse sieht er natürlich nicht.
Hin und wieder einen Joint drehen, ist mit seinen zittrigen Griffeln nicht mehr ganz so einfach, aber er meint, dass es ein Teil seiner „Medizin“ wäre, um seine Gedächtnisleistung zu verbessern. Laut seiner Aussage absolut Nebenwirkungsfrei. Vermutlich ist es auch absoluter „Zufall“, dass er einen seiner Verwandten immer in die Apotheke schickt, um seine verschriebenen Medikamente abzuholen. Alle natürlich völlig ohne Nebenwirkungen. Als Beigabe sind zwei Schachteln Paracetamol immer dabei. Ein Medikament, dass er ohnehin nur „vorbeugend“ nimmt. Auf mögliche Nebenwirkungen angesprochen, meint er, dass man eben ein gewisses Risiko eingehen müsste. Hauptsache, er bleibt „gesund“.
Nur impfen lassen will er sich nicht. Es wäre ihm das Risiko von Nebenwirkungen zu hoch. Die „sexuelle Leistungsfähigkeit“ des Singles könnte darunter leiden. Ein Lockdown ist ihm jedenfalls egal, denn sportliche Betätigung kommentiert er so: „Sehe ich so aus, als würde ich mich gleich aufs Fahrrad setzen?“ (Obwohl er das sogar dürfte) Und vom Shoppen hält er sowieso nichts, denn Einkaufstaschen schleppen, ist nicht seine bevorzugte Beschäftigung.
Die „böse Regierung“würde ihm jetzt sogar die „Letzte seiner Lieblingsbeschäftigungen“ wegnehmen, weil er wohl nicht den halben Tag am Glühweinstand der Weihnachtsmärkte stehen darf. Diese „Angst vor Nebenwirkungen“ nehme ich ihm bei diesem Lebensstil allerdings nicht ab. Zudem wäre sie sowieso unbegründet. Es ist aber sinnlos, zu versuchen, solche Leute von der Sinnhaftigkeit der Covid-19 Impfung zu überzeugen, denn es fehlt nicht nur an der geistigen Aufnahmefähigkeit, es steckt auch viel Selbsthass und Trotz dahinter.
Diese Unterhaltung muss ich sowieso abbrechen, denn der Schwurbler bekommt gerade eine Lieferung vom Pizzadienst – das unwiderstehliches Angebot einer Familienpizza in Wagenrad-Größe – garantiert ohne „Nebenwirkungen“.
Sie wirkt
Man kann ja gerne auch andere Meinungen vertreten – auch, wenn es um die Covid-19 Impfung geht. Aber es sollte inzwischen Jedem klar sein, dass eines sich nicht widerlegen lässt: Die Impfung wirkt – und zwar unabhängig vom Impfstoff. Das belegen die klaren Zahlen.
Sie liegen um ca. 1000 niedriger, als in der Vorwoche. Und das bei etwa doppelt so vielen Corona-Tests. Vergangenen Donnerstag waren es noch 272.000 Tests.Heute sind es 460.000 Testungen.Heute (Stand: 9.30 Uhr) waren es 1245 neue Corona-Fälle und auch die Fälle in Spitalsbehandlung sind rückläufig.
Jedenfalls ist die Impfpanik weit übertrieben. Ich kenne da jemanden, der allen Grund dazu hätte, extrem vorsichtig zu sein, da er nicht nur ohnehin schon Risikopatient ist, sondern so ganz nebenbei Herzsonden eingepflanzt hat und natürlich auch entsprechende Medikamente nimmt. Er hat es gut überstanden – was mich natürlich auch persönlich freut. Aber es ist mehr: Ein Beweis, dass die endgültige Risikoabwägung erst kurz vor dem Impfung erfolgt und am Ende gemeinsam mit dem Arzt entschieden wird, ob geimpft wird, oder nicht. Eine Liste der einzunehmenden Medikamente kann dabei hilfreich sein.
Die Infektionszahlen lügen nicht. Wer allerdings auch die offiziellen Zahlen infrage stellen will, der darf gerne weiterhin in seinem emotionalen Bunker leben. Inzwischen weiß ich übrigens auch selbst, dass die Nachwehen der Impfung zwar unangenehm, aber durchaus erträglich sind.
Anschobers Turbo?
Jetzt will Anschober richtig Druck machen, dass zumindest der grüne Pass so schnell wie möglich unter die Menschen kommt. Für mich bleibt dabei nur eine winzige Frage zu klären: Wie kann man Inhaber des grünen Impfpasses weitere Freiheiten zukommen lassen, wenn nicht einmal annähernd alle Impfwilligen zu einer Impfung kommen?
In den sozialen Netzwerken, aber auch in den Leserkommentaren der Medien finden sich Äußerungen, wie „Impfpflicht durch die Hintertür“. Dazu folgendes: Jeder Veranstalter, Unternehmer, Reiseanbieter etc. wird schon im eigenen Interesse nur geimpften Kunden seine Dienstleistungen gewähren. Es bringt niemandem etwas, wenn alle auf Mallorca Urlaub machen wollen und aufgrund weiterer massiver Infektionszahlen Urlaubsdestinationen ebenso wie Flüge gestrichen werden, oder Lokale plötzlich wieder schließen müssen.
Der „grüne Pass“ KÖNNTE als Nachweis für eine Impfung und damit als Berechtigung dienen. entsprechende Angebote zu nutzen. Allerdings glaube ich nicht, dass Anschobers Turbo, diesen Berechtigungsnachweis schon im April einzuführen, so einfach funktioniert, denn es wäre tatsächlich diskriminierend, wenn es zwar für Geimpfte mehr Freiheiten gäbe, aber nicht alle Impfwilligen auch nur ansatzweise in absehbarer Zeit den begehrten Impfstoff erhalten können.
So könnte Anschobers Turbo in eine völlig falsche Richtung zünden. Und dann bleibt natürlich auch die Frage, was mit Denjenigen ist, die aus medizinischen Gründen gar nicht geimpft werden können. Ein „Freitesten“ zum Reisen wäre Wahnsinn, denn diese Tests haben ja nur eine sehr begrenzte Gültigkeit und inzwischen ist das Wort Vorsicht für Viele ein absolutes Fremdwort geworden.
Dasselbe gilt allerdings auch für klassische Impfverweigerer, die keinen akzeptablen Grund für die Weigerung vorweisen können und Corona-Leugner. Die sollten gar keine Freiheiten genießen können, denn wer sich allgemein gefährdend verhält, dem sollte das auch deutlich ins Bewusstsein gerufen werden. So sehe ich die Situation, was den Sommer angeht, nicht ganz so optimistisch wie Sebastian. Vielleicht sollte Anschober nicht den zweiten Schritt vor dem Ersten machen.
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