Arbeitszeitverkürzung?
Es sind teilweise nicht nur sehr dreiste Forderungen, sondern auch Forderungen, die an Dummheit nicht zu überbieten sind. Wirklich schmerzhaft sind die sogenannten „Argumente“ für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Da wären „Höhere Produktivität, große Zufriedenheit, weniger Krankenstände. Aber vor allem hätte man so mehr Zeit für die Sorgearbeit von Kindern oder Angehörige pflegen“ Da wäre zunächst einmal die Frage, wie viele Arbeitnehmer pflegen Angehörige, damit man eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich für ALLE rechtfertigen könnte?
Gleichzeitig wird aber auch gefordert, dass Arbeitgeber gefälligst für die Kinderbetreuung sorgen sollten. Wozu also mehr Zeit für die Sorgearbeit von Kindern? Oder sollte das bedeuten, dass mehr Zeit bleibt, um sich wegen der Kinder Sorgen zu machen? DAS kann nicht Aufgabe des Arbeitgebers sein.
Das „Argument“ von weniger Krankenständen würde bedeuten, dass Arbeit entweder automatisch mit „Sklaverei“ verbunden wäre, oder dass Krankenstände oft dazu genutzt werden, um schlicht und einfach freizuhaben. Und was die „größere Zufriedenheit“ betrifft: Hat früher jemals jemand gefragt, ob Angestellt zufrieden sind? Die Arbeit musste erledigt werden und ob jemand mit einem breiten Grinsen nach Hause geht, war wohl kaum die Frage, ob die Arbeit „glücklich“ gemacht hat, sondern, was die Betreffenden zu Hause erwartet.
Dann wäre noch der Punkt „Höhere Produktivität“ und der dürfte wohl in den meisten Fällen völlig am Thema vorbeigehen. Man kann weder im Pflegebereich einen Patienten „schneller pflegen“ – es sei denn, man arbeitet wie Wagner oder Blauensteiner – noch als Nachtwächter schneller beobachten. Auch Busfahrer können nicht mit 100 km/h durch die Stadt fahren, weil sie dann schneller fertig wären und im Supermarkt an der Kasse geht es auch nicht schneller, wenn Omi mühevoll die Centstücke aus der Geldbörse kramt. Und in der Produktion gibt es nun einmal Bewegungsabläufe, die beim besten Willen nicht zu beschleunigen sind. Von Beamten möchte ich gar nicht erst reden, denn schneller schlafen geht jedoch einmal nicht.
Warum sollte man also für viel weniger Arbeit genau so viel zahlen? Bei der angestrebten 4-Tage-Woche kann niemals dieselbe Produktivität erreicht werden – was bei den meisten Jobs schon technisch gar nicht machbar wäre. Man müsste also doppelt so viel Personal einstellen – natürlich alle mit Vollzeitgehalt, ohne dass es irgendeine Art von Gewinn für das Unternehmen – und damit für die Gesamtwirtschaft geben könnte. Doch diese Kosten müssten erst einmal erwirtschaftet werden.
Da gibt es einen Der Chef des Automationsspezialisten B&R, der 700 Bewerber für einen 2-Tages-Job bei vollem Lohn angeboten hat. In diesem Zweig ist es natürlich sehr einfach, wenn sich die meiste Arbeit sowieso von selbst erledigt und auch kaum Kosten anfallen, wenn die Maschinen erst einmal abbezahlt sind. Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass die „Produktion“ in OP-Sälen auch mit einer 2-Tage-Woche gesteigert wird, kann es sich wohl kaum um etwas anderes, als um Organhandel handeln. So ein System funktioniert wohl nur in 1 von 100.000 Fällen – und schon gar nicht in wichtigen Bereichen.
Der Chef dieser Firma erklärt auch gleich den Haken an diesem System: „Es geht nicht nur um die reine Arbeitszeit, sondern auch darum, wie man die Arbeit besser und interessanter gestalten kann. Auch wir setzen daher in der Produktion Roboter ein“ Mit Robotern kann ich auch 24 Stunden, mit einer 2-Tage-Woche für „Mitarbeiter“ die Arbeit „produktiv gestalten“.
Dazu kommt, dass wir uns alle noch einige Zeit im Krisenmodus befinden werden und da sind solche Forderungen ohnehin völlig absurd. Hat irgendjemand nach dem 2. Weltkrieg gefragt, ob die Menschen so viel arbeiten WOLLEN? Es muss erst einmal in den Köpfen ankommen, dass wir uns heute in einer ähnlichen Situation mit multiplen Krisen befinden. Aber der Weg in die Köpfe scheint für manche einfach viel zu weit zu sein. Meine Philosophie bleibt jedenfalls: Wer nur die Hälfte arbeitet, bekommt auch nur die Hälfte bezahlt.
Ich denke, daß jede/r Firmenchef/in oder Arbeitsstelle überlegen muß, was für bestimmte Arbeiten im Betrieb, Anstalt oder sonstigen Möglichkeiten es für welche Bedürfnisse gibt und wie sich jeweils jede Arbeitsstelle ein Konzept finden sollte, welches sich verwirklichen läßt und auch für Arbeitnehmer, verwirklich werden kann.