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Blauäugig

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Wieder einmal Standardthema und wieder einmal im Raum stehende Forderungen nach Öffnung der Gastronomie – am Besten gestern schon. Also keine Neuheit. Gastro-Chef Mario Pulker legt sogar ein „Konzept“ vor, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist.

➤ FFP2-Masken
➤ Abstand halten
➤ Hygienemaßnahmen
➤ Eintrittstests
➤ Sperrstunde 23 Uhr

Das mag in „besseren Betrieben“ vielleicht noch funktionieren. In den kleinen Wirtshäusern ist das aber scheinbar unmöglich. Das hat die Vergangenheit deutlich gezeigt. FFP2-Masken wären ja ein guter Ansatz, Doch spätestens, wenn der Kellner zum zweiten Mal an den Tisch kommt, ist von der Maske nichts mehr zu sehen. Ist ja auch „unbequem“.

Abstand halten? Ich möchte sehen, wie eine kleine Kneipe die vorgeschriebenen 20 qm pro Gast einhalten will – besonders, wenn die Tische gerade so weit entfernt stehen, dass man im 20 cm Abstand Rücken an Rücken zu anderen Gästen sitzt.

Die „Hygienemaßnahmen“ müssten erst einmal genau definiert sein und es reicht nicht, wenn sich das Personal nach dem Toilettenbesuch kurz die Hände wäscht.

Zu den „Eintrittstest“ wären manche Wirte vielleicht sogar befreit.Aber wie viele Gäste sind bereit, einer Kellnerin sämtliche Personaldaten unter die Nase zu halten? Ein kleines grünes Täfelchen ohne Namen, ohne Geburtsdatum, ohne Adresse, ohne Telefonnummer und ohne Sozialversicherungsnummer dürfte kaum ausreichend sein.

Der lustigste Punkt ist aber die Sperrstunde. Daran wird sich kaum ein Wirt halten – schon weil die Meisten glauben, dass ein Gast jetzt mindestens doppelt so viel zu konsumieren hat, um die Verluste der Vergangenheit wieder auszugleichen.

Und dabei sind wir noch nicht einmal bei der Nachtgastronomie, zu der bekanntlich jede Großraumdisko, jeder „Club“, jeder Puff und jede Bar gehören. Niemand – weder Betreiber noch Gäste halten sich in solchen Lokalen an Vorgaben. und wenn man dann Clubbetreiber wie Gregor Imhof vom Sass Music Club in Wien hört: „Wir sind systemrelevant – für die Psychohygiene“, dann ist klar, dass Regeln sowieso mit dieser Ausrede umgangen werden sollen. KEIN Lokal ist systemrelevant und für Psychohygiene würden mir andere Dinge einfallen.

Früher hätte das Problem ganz einfach gelöst werden können. Man hat sich sowieso nicht lange in einem Lokal aufgehalten. Wenn Mann ein Mädel kennenlernen wollte, ist er hingegangen, hat gesagt „Betrachte Dich als vernascht“ und hat sie mit nach Hause genommen. Da war nichts mit „Zahlst Du mir noch einen Piccolo?“, wobei SIE dann auch noch prozentual am Umsatz beteiligt war. Heute hängen manche Männer bis 3 Uhr früh im Lokal herum und spätestens um 1:30 ist klar, dass es nur noch ums „Reste vög…“ geht. Damit steigt auch u.U. der Alkoholkonsum ins Unendliche und jeder Sicherheitsmaßnahme wäre damit erledigt.

Es wäre schon sehr blauäugig, den Gastronomen der mittleren und unteren Klasse so viel Vertrauen entgegen zu bringen, dass durch sie die Zahlen eben nicht weiter steigen. Ich halte das für absurd. Öffnen kann man die Gastronomie – aber ausschließlich dort, wo die theoretische Ampel auf Grün zeigt.

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Neue Teststrategie

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Mit der SPÖ wurde nun eine Einigung erzielt, wie eine neue Teststrategie aussehen könnte. damit wäre ein Überstimmen im Hauptausschuss nicht mehr möglich. Auch die Länder und Sozialpartner haben bereits ihr Einverständnis gegeben.

Nach dem „harten“ Lockdown, der für alle am 24. Januar endet, kann man Veranstaltungen besuchen oder auch in Urlaub fahren. Bei Veranstaltungen ab 20 Teilnehmern muss beim Eintritt ein Corona-Test vorgelegt werden, der nicht älter als 48 Stunden ist. Auch für Hotels soll diese Regelung gelten, die von den Betreibern umgesetzt werden muss. Kosten soll das für die betreibe nicht bedeuten. Die Betreiber können auch vor Ort einen Test anbieten, das Material dafür erhalten sie kostenlos.

Gastronomie und handel sind von dieser Regelung ausdrücklich ausgenommen. Sie wäre auch nicht umsetzbar. Während in Hotels ohnehin das Meldegesetz greift und die Personal- und Kontaktdaten     festgehalten werden müssen, wäre eine Kontrolle im Gastgewerbe unmöglich. Man kann nicht vor jedes Lokal einen Polizisten stellen und eine Privatperson hat nicht das Recht, die Personaldaten Anderer zu sehen.

Verständlich, denn sonst müsste jeder männliche Lokalbesucher damit rechnen, von einer „notgeilen Kellnerin“ jahrelang gestalkt zu werden. Umgekehrt gilt das natürlich auch für weibliche Gäste. Dass die Daten der Gäste tatsächlich geschützt werden, würde ich vielleicht gerade einmal in Luxusrestaurants annehmen – aber keinesfalls in kleinen Lokalen oder auch besonders in der Nachtgastronomie. Dabei handelt es sich übrigens nicht um „Vermutungen“, sondern um einige Jahre Erfahrung mit solchen Dingen.

Am kommenden Donnerstag soll der Beschluss im Nationalrat erfolgen. Von der Testverpflichtung sind Jene ausgenommen, die in den letzten drei Monaten eine Infektion überwunden haben und als genesen gelten.

Berufsgruppen – körpernahe Dienstleister wie Friseure oder Masseure, Lehrer, das Personal in den Kindergärten, Schaffner, Fitnesstrainer, Tanzlehrer, Kellner oder das Tourismuspersonal mit Kundenkontakt sollen regelmäßig getestet werden. Wer sich nicht testen lässt, muss damit rechnen, dauerhaft während der Berufsausübung eine FFP2-Maske zu tragen.

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Völlig unüberlegt

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Eine seltsame Idee kommt vom burgenländischen Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil. Er will, dass ab kommenden Jahr bestimmte Freizeitaktivitäten mit einem Antigen-Schnelltest möglich sein sollen. Der Verband der Österreichischen Nachtgastronomen (VÖNG) hat einen ähnlichen Vorschlag schon vor zwei Monaten vorgebracht. Der Obmann Stefan Ratzenberger: „Unser Modell sieht vor, dass man sich mit ein paar Euro 36 Stunden Freiheit kauft“

Betreffen soll dieses „Konzept“ Nachtgastronomie, Theater, Oper, Kongresse oder Messen. Mit einer Registrierung und dem Schnelltest könnte man sich für 36 Stunden „frei“ bewegen. Dabei wurde nur eine Kleinigkeit vergessen: Dieser Test wäre eine Momentaufnahme und könnte bei der nächsten Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln bereits hinfällig sein.

Das bedeutet: 36 Stunden Zeit, um eine halbe Stadt zu infizieren, denn gerade bei Massenveranstaltungen oder in der uneingeschränkten Nachtgastronomie lässt sich gar nicht mehr nachvollziehen, wo die Infektionen herkommen.

Eine völlig unüberlegte Idee also. Die Nachtgastronomie wird sicher wieder öffnen. Aber ich halte es für unvorstellbar, dass dies innerhalb eines absehbaren Zeitraumes passieren wird.

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Aufgeben kann man einen Brief, aber niemals sich selbst. Das ist keine Option.