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Gewohnheit?

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Viele wissen es gar nicht und sie würden es auch kaum für möglich halten. Aber man muss schon ein dickes Fell haben, um sich im Dunstkreis der Politik zu bewegen. Die jüngsten Anschuldigungen gegen Sebastian und die gesamte ÖVP zeigen das ganz deutlich. Dafür hat Sebastian klare Worte, denen ich nur zu 100 % zustimmen kann:

„Wir haben mehrfach betont, dass es weder an die Bundes- noch an die Landespartei Wien eine Spende der Novomatic gegeben hat. Und wer etwas anderes behauptet, den bitte ich das auch klar zu sagen, weil dann werden wir nämlich rechtliche Schritte einleiten. Wir lassen uns kein strafrechtlich-relevantes Verhalten unterstellen.“

Nachdenklich sollte aber dieser Teil machen: „Ich bin es als Politiker mittlerweile gewohnt, Morddrohungen zu erhalten. Ich bin es gewohnt, dass man sich beschimpfen und beleidigen lassen muss, aber ich lasse mir kein strafrechtlich-relevantes Verhalten unterstellen. Irgendwo gibt es eine Grenze und daher bitte ich um Verständnis, dass wir, wenn es solche Unterstellungen gibt, hier einfach rechtliche Schritte setzen und auch setzen werden“

Morddrohungen – Beschimpfungen – Beleidigungen? Das ist also heute unsere politische Kultur und wenn man die Statements von Sebastian kennt, muss man nicht lange raten, aus welchem Stall ein derartiges Verhalten kommt. Ich kenne diese Dinge auch von der FPÖ – auch, wenn das schon fast 25 Jahre her ist. Damals hat mich das noch irgendwie berührt und indirekt ist diese Partei auch dafür verantwortlich, dass ich viele Jahre in Spanien gelebt habe. Nach einem Zeitungsartikel wurde mir dringend empfohlen, „erst einmal von der Bildfläche zu verschwinden“. Und so bin ich dann auf „meiner Insel“ hängen geblieben – mit den schönsten, aber auch mit den schwierigsten Zeiten meines Lebens.

Heute ist mir das völlig egal, denn so hoch ist meine Lebenserwartung ohnehin nicht mehr, dass ich etwas fürchten müsste.Aber die Frage, ob man sich an solche Zustände gewöhnen kann, muss ich klar verneinen. Wenn man nicht in einer Position ist, in der Einem wirklich alles egal sein kann, gewöhnt man sich nicht daran, Morddrohungen zu erhalten etc.

Um so mehr muss man der Nervenstärke von Sebastian Respekt zollen. Wie man sich mit solchen Dingen fühlt, weiß ich nur zu gut. Aber am Ende habe ich etwas gewonnen, das für immer bleibt und das mir auch niemand nehmen kann: Zehn Jahre mit meiner Frau, eine Tochter, eine Enkelin und ein Gefühl des Zusammenhalts, das man in Österreich nach wie vor vergeblich sucht.

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