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Glaubensfragen

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Glaubensfragen

Ich bin ja jemand, der jedem zugesteht, an jeden Blödsinn zu glauben. Allerdings muss es mir auch erlaubt sein, gewisse Rückschlüsse zu ziehen, wenn der Glaube ins Absurde abgleitet. So scheint der Kreml, der gerade wegen dem Rücktritt von Boris Johnson in Jubelstimmung ist, tatsächlich zu glauben, dass Großbritannien damit auch gleichzeitig aus der NATO austritt oder sämtliche Sanktionen fallen. Anders ist die Freude über Johnsons Rücktritt nicht zu erklären. „Johnsons Abgang sei das „rechtmäßige Ergebnis britischer Unverfrorenheit und niveauloser Politik. Besonders auf internationalem Feld“, meint Dimitri Medwedew.

Gleichzeitig hofft er wohl auf weitere Rücktritte in der Hoffnung, dass ganz Europa „führungslos“ ist und das russische Diktatorenkabinett einfach den Kontinent „übernehmen“ kann. Wie gesagt, ich gestehe jedem seinen Irrglauben zu.

In Österreich ist es genau umgekehrt. Unser Karl sagt, dass Russland weiterhin seine „Angstkampagnen“ führen wird, wenn es um den Sektor Energie und Getreide geht. Das der Kriegsverbrecher Putin Öl und Gas als Waffe und Druckmittel gegen die Energieversorgung des Westens einsetzt, ist nicht schwer zu erraten. Dass die Pipeline „Nord Stream 1“ nach Deutschland wegen „planmäßigen Wartungsarbeiten“ dicht gemacht wird und diese Wartungsarbeiten wegen der Sanktionen eine unbestimmte Zeitspanne in Anspruch nehmen werden, halte ich auch für ein Gerücht, das nur dazu dienen soll, die Sanktionen schnellstens aufzuheben.

„Das einzige, was man seriös sagen kann, ist dass man sich auf Gazprom und Putin nicht mehr verlassen kann“. Damit hat unser Karl Nehammer völlig Recht. Auch, dass Putin die Bemühungen Europas, auf dem Weltmarkt Gas einzukaufen, torpediert, ist völlig richtig. Erst gestern hatte die Ex-Sowjetrepublik Kasachstan Hilfe bei Energieversorgung angeboten, um die Lage auf den Märkten der Welt und Europas zu stabilisieren.

Doch ein Gericht in Südrussland hat jetzt diesen Bemühungen einen Riegel vorgeschoben und das wichtigste Ölterminal des Caspian Pipeline Consortium in der südrussischen Hafenstadt Noworossijsk schließen lassen – angeblich, weil die Dokumentation beim Notfallplan für die Beseitigung eventueller Ölunfälle unvollständig wäre. Welch ein „Zufall“, dass ausgerechnet Russland plötzlich seine Liebe zum Umweltschutz entdeckt hat.

Ebenso wie unser Kanzler sehe auch in eine seltsame Häufung mysteriöser „Zufälle“. Der Druck in den Pipelines lässt nach und „zufällig“ ist gerade der Gasbedarf geringer als in der kalten Jahreszeit und darum kann auch die Blockade von kasachischen Gas „ebenso zufällig“ als Machtdemonstration genutzt werden. Karl sieht das auch ganz deutlich – und er sieht es richtig: „Da kann man glauben, ein Zufall. Ich glaube es nicht. Ich glaube, es ist ein weiterer Beweis dafür, dass Energie auch ein Mittel des Krieges und der Einschüchterung gegenüber der Europäischen Union und des sogenannten Westens ist

Aber soll man sich deshalb vor dem Kriegstreiber in den Staub werfen und ihm die Stiefel lecken, wie es FPÖ oder die deutsche AfD so gerne tun würden? Niemals, denn ein solcher Schritt würde nicht nur die Spaltung der geschlossenen Front gegen Putin bedeuten, sondern zu einer weiteren und dramatischeren Abhängigkeit führen.

Man muss aber für die eigene Bevölkerung Klartext reden und sagen, dass harte Zeiten auf uns zukommen werden. Wenn ich allerdings sehe, dass über 70 % nicht gewillt sind, Energie einzusparen und die Umstände, die diesen Schritt erfordern, der Regierung zuschreiben wollen, frage ich mich, wie groß die Anzahl der „Putin-Kriecher“ in Österreich tatsächlich ist. Sinnvolle Maßnahmen zeigen sich vielleicht nicht sofort, aber zumindest kommen wir damit leichter durch en nächsten Winter.

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