Es scheint sich in unserem Land ein echtes Drama abzuzeichnen. Nicht nur, dass einige, in der Öffentlichkeit stehende Vertreter der geimpften Bevölkerung wegen permanenter physischen Angriffe durch Ungeimpfte um ihr Leben bangen müssen, scheinen sich Geimpfte immer weiter zurückzuziehen, um bloß nicht aufzufallen. Die Devise: Nur kein Angriffsziel zu werden – sei es nun physisch, oder verbal, in sozialen Netzwerken, in öffentlichen Räumen, wie Verkehrsmitteln oder bei Veranstaltungen.
Während sich Impfverweigerer einer verhältnismäßig großen Lobby erfreuen können, stehen da vernunftbegabte Geimpfte auf verlorenem Posten. Regelmäßiges Testen und eine kaum kontrollierbare FFP2-Maskenpflicht im Handel sind für Impfverweigerer nur ein sehr geringer Preis für ihr unverantwortliches Handeln. Dafür steht hinter ihnen eine FPÖ, die im Grunde genommen ein ebenso zerstrittener Haufen ist, wie die SPÖ. Oder wie lässt es sich vereinbaren, dass ein Norbert Hofer samt Familie bereitwillig geimpft wurde, während sich Kickl als „überraschender Gesundheitsexperte“ mit Fruchtsäften im Gepäck, als bekennender Impfgegner, lautstark aufspielt?
Eine störrische Minderheit, die sich weder durch Fakten noch Appelle von ihrem Irrglauben abbringen lässt, scheint pseudowissenschaftlichen Falschmeldungen, populistischen Politikern, wie Klein-Herbert mehr zu vertrauen, als tatsächlichen Experten und 3,3 Milliarden weltweit durchgeführten Impfungen. Man kann natürlich auf Aufklärung setzen und mit langwierigen Kampagnen versuchen, diese Impfverweigerer zu überzeugen. Allerdings fehlt uns dafür einfach die Zeit, denn das Virus wartet nicht darauf, bis wir solche Verweigerer letztendlich doch noch überzeugen können.
Inzwischen sollte wirklich jeder Vernunftbegabte erkannt haben, dass die FPÖ schnell unter 5 % fallen würde, wenn sie nicht das Thema Corona und Impfverweigerung warm halten würde, denn das Thema Flüchtlinge und Migration ist ihnen irgendwie „abhanden gekommen“. Damit können die Blau-Braunen nicht mehr punkten.
Das darf aber nicht dazu führen, dass plötzlich Geimpfte in einen permanenten Verteidigungsmodus gedrängt werden und sich vielleicht auch noch dafür rechtfertigen müssen, warum sie sich haben impfen lassen. Das Versprechen, es würde keinen neuen Lockdown für Geimpfte geben, ist etwas dürftig, wenn man sieht, dass die Einschränkungen für Ungeimpfte doch recht überschaubar sind. Dass der Blau-Braune Haufen um Kickl hingegen nichts weiter tun muss, als zuzuschauen, wie die Spaltung der Gesellschaft voranschreitet, ist eine sehr billige Methode, die in der Vergangenheit leider immer funktioniert hat.
Inzwischen befinden wir alle uns in einer Situation, die solche „politischen Experimente“ nicht einfach mehr hingenommen werden dürfen. Es ist inakzeptabel, dass Hüftoperationen und andere planbare Eingriffe in diesem Herbst verschoben werden müssen, weil man die Spitalsbetten für den Ansturm ungeimpfter Covid-19-Patienten freihalten muss und es ist ebenso inakzeptabel, dass Geimpfte an vielen Orten zusätzliche PCR-Tests abliefern müssen, um Zutritt zu erhalten. Es ist inakzeptabel, dass große Kultur- und Sportveranstaltungen abgesagt oder drastisch verkleinert werden, weil man neue Cluster fürchtet.
Es muss eine Ausweitung der Regeln geben, mit denen Ungeimpfte von öffentlichen Orten ausgeschlossen werden. Es ist völlig legitim, wenn damit die Rechte der immunisierten Mehrheit abgesichert werden, für deren Einschränkung es keine Begründung gibt. Wenn damit der Druck auf Impfverweigerer und Zweifler steigt, sich doch noch impfen zu lassen, so wäre das ein nützlicher Nebeneffekt. Man muss auch eine Impfpflicht zumindest für bestimmte Bereiche ins Auge fassen. Ungeimpftes Personal in Schulen, Pflegeheimen und Spitälern darf es einfach nicht geben. Warum sollte man Kinder, die nicht geimpft werden können, oder ohnehin schon gefährdete Personen im Spitals und Pflegebereich einem erhöhtem Risiko aussetzen? Da braucht es dringend verschärfte Maßnahmen für Impfverweigerer, wenn schon ein politischer Maulkorb für Großmäuler nicht möglich ist.
Neueste Kommentare